Das Orakel war gerettet, aber was dann folgte war vielleicht das größte undurchschaubarste Chaos welches ich je erlebt habe. Zum Glück waren Mina da und natürlich Blümchen und auch Kurat war zur Stelle und hat sich um die Probleme gekümmert.
Ich werde versuchen mich einfach zu halten, auch wenn das Ganze sehr verworren war. Wir saßen also beim Frühstück, eifrig darauf bedacht das Orakel zu treffen, damit es uns alle Weisheiten offenbart, als ein junger Akolyth an den Tisch trat und uns mitteilte, dass der Inquisitor uns in einem Gasthaus in der Stadt erwartete.
Natürlich hatte ich mich schon eifrig erhoben, als Mina eine Augenbraue hob und zu kauen aufhörte. Ein Warnzeichen auf das zu achten ich gelernt hatte. Mina stellte ein paar Fragen, Blümchen stimmte ein und bald war der Akolyth nicht bloß verwirrt sondern sehr unsicher. Anscheinend gab es hier einige Ungereimtheiten und der Inquisitor oder wer uns wirklich aus dem weg haben wollte, hatte im Sinn uns vom Orakel fern zu halten.
Natürlich ließen wir uns das nicht bieten, sondern marschierten, den jungen Mann im Schlepp, ungeachtet einiger schiefer Blicke, direkt zum Zimmer des Orakels, wo wir die Wachen so lange bearbeiteten, bis sie soweit waren, beim Orakle nachzufragen und uns endlich vorzulassen.
Soweit so gut, aber es wurde alles noch viel komplizierter.
Das Orakel sprach von seinem Vorgänger, dem Orakel, dessen fehlgeschlagene Prophezeiung die Welt ins Chaos stürzte. Es sprach von einer Gruppe Helden, die aufbrachen den Orkschamanen zu vernichten und es sprach von uns, die wir ihnen bei der Aufgabe nachfolgen sollten.
Zuerst einmal zu dem, was damals geschah.
Das Orakel erwählte eine Gruppe von Gefährten. Xoltosch, einen Zwergenkrieger, Hella, eine Halblingswahrsagerin und Istvan ibn Rasar, einen elfischen Magier. Diese sollten Daran Viereichen finden, mit ihm einen heiligen Zweihänder formen, Darian durch Rituale bestärken und dann sollte dieser, mit dem Schwert den Orkschamanen enthaupten.
Auch andere halfen dabei, eine Gruppe aus einem Magier und einer Diebin unterstützt von zwei Wesen, welche nicht mehr als Gefäße waren, beschaffte das Schwert, derweil an anderen Orten die Prophezeiung vorangetrieben wurde.
Leider lief einiges schief. Wie wir selbst, seit wir sein Grab gefunden haben, wissen, wurde Baron Viereichen getötet, ehe er zu dem Orkschamanen gelangen konnte. Der tapfere Rest machte weiter und Istvan gelang es sogar, den Orkschamanen niederzustrecken.
Was dann geschah ist unklar, aber wir haben einen Verdacht. Der Geist des Orkschamanen, oder zumindest der seines Pakthalters, stürzte sich auf den ungeschützten Istvan, übernahm seinen Körper und floh auf dem Rücken eines Drachen. Unangefochten führte er die zerschlagenen Reste des Orkheeres hinter sich her, bereit auf eine neue Dämmerung zu warten.
Der Krieg wurde gewonnen, oder zumindest nicht verloren, aber die Bedrohung durch die Orks war nicht gebannt und kehrt heute in doppelter Stärke wieder.
Die Kristallkugel, welche wir zurückgestohlen haben, ist weit mehr als sie erscheint, sie ist das Bindeglied zwischen dem vermeintlich toten Orkschamanen und seinem Dämon, sollte er sie jemals wieder in die Finger bekommen, wird sich ewige Nacht über die Reiche senken.
Zerstört werden kann sie nicht, oder erst, wenn der Orkschamane endgültig vernichtet ist und das ist … unsere Aufgabe.
Schwierig genug, aber immerhin haben wir Hilfe und wissen nun weit mehr, als irgendwelche Priester oder fanatische Lords. Wir werden vollenden, was einst unvollendet blieb.
Zu unserem Glück kehrte am selben Tag Xoltosch mit dem Zirkus in der Hauptstadt ein. Wir verkleideten unseren Paladin, damit auch er nicht länger auffiel und beschlossen unsere Suche damit zu beginnen, einen neuen Viereichen zu finden. Einen Krieger, stark genug den heiligen Zweihänder zu schwingen und fest genug, sich allen Irrungen du Verlockungen zu entziehen.
Bloß das die Familie keinen Nachfolger in direkter Linie besaß. Darian war gestorben und auch wenn seine Familie im folgenden große Ehren erfahren hatte und nun nicht mehr bloß eine Baronie, sondern ein ganzes Herzogtum ihr eigen nannte, gab es doch niemanden, der Darians Platz einnehmen konnte.
Wir reisten also in die Region des Herzogtums, doch nicht zu den Viereichens, sondern zu ihren Rivalen, der Familie Baringar, welche in gleichem Maße Einfluss verloren, wie die Viereichens gewannen.
Wir lernten einiges über die Viereichens. Darian starb bei seiner verzweifelten Mission, sein Vater starb in der gewaltigen Schlacht gegen die Orkhorde und auch sein Bruder kämpfte dort. So tapfer, dass er für die Familie Ruhm Ehre und den Titel eines Herzogs erstritt.
Dieser amtierende Herzog war natürlich schon alt und besaß einen Erben der ca. 35 Jahre alt war. Vielleicht genügte der Erbe des Bruders, vielleicht mussten wir weiter suchen.
Aber wir hatten ja Mina und Blümchen, welche wie immer den richtigen Riecher hatten. Bei den Baringars stimmte etwas nicht und wir mussten nur heraus kitzeln, welche Details für uns wichtig waren. Nur, wo wir doch nichts waren als Darsteller und Lord Baringar ein alter einsamer Griesgram.
Der alte Lord Baringar galt als grober Griesgram, aber seinem jüngeren Bruder, längst auch steinalt, war es gelungen, zumindest ein wenig Ehre zurückzugewinnen und das Ansehen der Familie zu stärken.
Soweit kamen wir indes gar nicht, denn der Majordomus, ein Elf, wollte uns schlichtweg wieder wegschicken. Erst als wir erklärten, ein Theaterstück schreiben und aufführen zu wollen, indem die wirkliche Vergangenheit dargestellt wurde, wurde der Elf zugänglicher. Er würde seinen alten Herrn fragen und uns die Erkenntnisse mitteilen.
Außerdem wusste er selbst einiges zu sagen. Angeblich hatte Darian damals einen besten Freund und gerüchteweise ein Techtelmechtel mit dessen Frau. Vielleicht gar in jener Nacht, wo er eigentlich das Ritual der Wächter vollenden sollte, jenes Ritual das ihn gegen den Orkschamanen schützen sollte.
Nun hatten wir einen Verdacht und wenn wir erfahren würden, dass aus der damaligen Liebschaft ein Kind entsprungen war, hätten wir unseren Erben gefunden. Vielleicht ja sogar einen Spross der Familie Baringar.
Jetzt hieß es sich Gedanken zu machen und bei der Familie Viereichen die richtigen Worte zu finden, um die Wahrheit endgültig zu enthüllen.
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